Statement der imland Klinik zum Bürgerbegehren zur Neuausrichtung der imland gGmbH

Rendsburg-Eckernförde, den 07.04.2022

Die Entscheidung des Kreistags für Szenario 5 hat die ein Jahr andauernde Hängepartie bei imland beendet. Der Beschluss des Kreistags brachte die notwendige Perspektive, ob und wie es mit dem Standort in Eckernförde weitergeht und wie sich der Standort Rendsburg zukünftig aufstellen wird.


Klar ist: Die Versorgungsbedarfsanalyse kam im vergangenen Jahr zu der Erkenntnis, dass ein Krankenhaus am Standort Eckernförde vom Grundsatz her nicht versorgungsrelevant ist, man heute in Eckernförde kein Krankenhaus mehr bauen würde. Szenario 5 bietet jedoch eine Möglichkeit, wie der lang etablierte und beliebte Standort Eckernförde erhalten und medizinisch nachhaltig und wirtschaftlich geführt werden kann.


Warum Eckernförde nicht als Haus der Grund- und Regelversorgung mit Zentraler Notaufnahme, chirurgischen Abteilungen und einer Geburtshilfe bestehen bleiben kann, hat seinen Grund in medizinischer Qualität und den gesetzlichen Anforderungen sowie in der Frage der personellen Besetzbarkeit.


Die Abteilungen in Eckernförde sind vergleichsweise klein und stehen zudem auch in Konkurrenz zu anderen stationären Angeboten in der Region. Die geringe Größe führt zu weniger medizinisch-fachlicher Breite und Tiefe, ist also für Assistenz- und junge Fachärzt:innen genauso wie auch für Oberund Chefärzt:innen nicht attraktiv. Deutlich wird dies an der Gynäkologie, die seit 2017 als Hauptabteilung geführt wird: Notwendig für einen regelhaften Betrieb sind mindestens sechs Fachärzt:innen für Gynäkologie. Diese Mindestbesetzung konnte seit Bestehen der Abteilung trotz intensiver und vielfältiger Bemühungen zu keinem Zeitpunkt hergestellt werden, die damit bestehenden Lücken konnten nur durch den permanenten Einsatz von Leiharbeitnehmern, sog. Honorarärzten, notdürftig geschlossen werden. Honorarärzte können aus organisatorischen und finanziellen Gründen immer
nur kurzzeitig beschäftigt werden, um z.B. akute Ausfälle von Stammpersonal auszugleichen. Ein dauerhafter Einsatz von Honorarkräften führt zu großer Unruhe im Team, weil sie, vertretungsweise arbeitend und ständig wechselnd, nicht als vollwertige Teammitglieder eingesetzt werden können. Personal mit Interesse an einer Festanstellung in Eckernförde ist nicht am Markt verfüg- und damit gewinnbar. Das zeigen die permanent gescheiterten Versuche zur Personalgewinnung der vergangenen Jahre.


Zudem muss in der Anästhesie eine Dienstlinie für Notsectiones (Not-Kaiserschnitte) vorgehalten werden. Auch dafür findet man kein festangestelltes Personal, weil es in Eckernförde sehr wenige Fälle gibt und die Stelle schlicht unattraktiv ist.


Die Hängepartie seit 2021 hat zur Verdopplung der Fluktuation im ärztlichen und pflegerischen Bereich geführt bei gänzlich ausbleibenden Bewerbungen. So gut wie keine Stelle, verteilt über die chirurgischen Abteilungen hin zur Inneren Medizin, konnte nachbesetzt werden. Aktuell wird auch hier der Personalmangel über Leiharbeitskräfte bzw. ärztliche Kollegen aus Rendsburg ausgeglichen. Nur so kann der Betrieb in der Inneren Medizin und der Zentralen Notaufnahme aufrechterhalten werden. Darunter leidet auch der Standort Rendsburg, der personell ebenfalls knapp aufgestellt ist.


Zusätzlich spricht der Trend zur Ambulantisierung und Spezialisierung gegen die Fortführung der imland Klinik in Eckernförde als kleines Haus der Grund- und Regelversorgung. Dies schlägt sich bereits jetzt in den Fallzahlen nieder. Dieser Trend wird in den kommenden Jahren fortgeschrieben werden und hat wiederum monetär und personell negative Folgen.


Die Entscheidung für Szenario 5 hatte anfangs dazu geführt, dass Kündigungen, die bereits ausgesprochen waren, wieder zurückgezogen wurden. Auch erhielten wir wieder Bewerbungen. Eine erneute Hängepartie hätte einen weiteren Personalexodus zur Folge, der eine Sperrung von Betten bis hin zu ganzen Abteilungen unausweichlich machen würde. In der Gynäkologie in Eckernförde haben wir absehbar statt der notwendigen sechs besetzten Vollzeitstellen für Fachärzt:innen gerade noch 1,25 Stellen besetzt (davon entfallen 0,5 auf den Chefarzt) und sind schon deshalb gar nicht mehr leistungsfähig. Die Abteilung kann nicht wiedereröffnet werden.


Diese Auffassung teilen auch der Landeskrankenhausausschuss und das Sozialministerium, die zwischenzeitlich den Krankenhausplan geändert und die Geschäftsführung dringend aufgefordert haben, die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Eckernförde gemäß dem beschlossenen Szenario 5 kurzfristig nach Rendsburg zu verlagern und am Standort Eckernförde zu schließen. Sicher ist: Die Aussicht, dass die erst gewonnene Perspektive für imland durch das Bürgerbegehren wieder gekippt wird und eine Sperrwirkung eintritt, lähmt den Betrieb der imland gGmbH nachhaltig. Die entstehenden großen personellen Lücken sind durch finanzielle Unterstützung nicht adäquat zu schließen, weil sie personell nicht besetzbar sind.


Damit ist das Bürgerbegehren aus unserer Sicht unzulässig, weil es auf ein unmögliches Ziel gerichtet ist. Selbst wenn das Bürgerbegehren am Ende Erfolg haben sollte und ein entsprechender Bürgerentscheid gefasst würde, wäre dieser nicht umsetzbar: Die fehlenden Ärzt:innen lassen sich damit nicht herbeischaffen.


Wortlaut Bürgerbegehren (Initiatorin Jasmin Wenger):
„Sind Sie dafür, dass die Grund- und Regelversorgung (Zentrale Notaufnahme, Allgemein-/ Unfallchirurgie und Innere Medizin), die Gynäkologie, die Geburtshilfe und die Geriatrie am Standort Eckernförde sowie die Psychiatrie am Standort Rendsburg – auf Basis des Szenario 1 „Optimierung und Sanierung der Standorte“ des KPMG-Gutachtens von 2021 – der imland gGmbH aufrechterhalten bleiben und der Kreis alle hierfür erforderlichen Maßnahmen trifft?“