Versorgungsbedarfsanalyse: Solide Grundlage für medizinisches Konzept

Rendsburg-Eckernförde, den 11.11.2021

Das Beratungsunternehmen Curacon hat die Versorgungsbedarfsanalyse (VBA) für den Kreis Rendsburg-Eckernförde abgeschlossen und den politischen Gremien vorgestellt. Curacon hatte den Auftrag, den Bedarf an akutstationärer und krankenhausnaher Behandlung für die Bevölkerung im Kreis Rendsburg-Eckernförde zu untersuchen und die Bedarfsentwicklung im Kreis zu ermitteln. Die Ergebnisse der VBA werden in das Medizinische Konzept einfließen, mit dem imland sich neu aufstellen wird. Für den Kreis als imland-Eigentümer ist die VBA eine wichtige Grundlage, um eine Entscheidung über die Zukunft der imland Kliniken zu treffen.

imland Geschäftsführer Markus Funk sieht in der VBA eine solide Grundlage für die Erarbeitung des Medizinischen Konzepts: „Wir wollten eine ehrliche Analyse und die haben wir bekommen. Die Versorgungsbedarfsanalyse ist neben den bereits vorliegenden Gutachten ein wichtiger Baustein für die Entscheidungsfindung, wie es mit imland weitergeht. Wir werden jetzt mit Hochdruck ein überzeugendes Medizinkonzept entwickeln, um für den Kreis als Eigentümer eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen.“

Die Gutachter von Curacon haben bei ihrer Analyse verschiedene Faktoren wie die aktuelle Lage, die Alterung der Gesellschaft, den Trend zur Ambulantisierung und die Patientenmigration in und aus benachbarten Kreisen berücksichtigt. Auch Sonderfaktoren wie der Tourismus und die Entwicklung des Bundeswehrstandorts Eckernförde flossen in die Bedarfsanalyse ein.

Die wichtigsten Ergebnisse der Versorgungsbedarfsanalyse im Überblick:

Die stationären Fallzahlen sinken

Der stationäre Versorgungsbedarf im Kreis nimmt ab. In der Versorgungsbedarfsanalyse wird geschätzt, dass die Zahl der Fälle bis 2030 um rund 3.300 auf 60.400 sinken wird – das sind 5,2 Prozent weniger als jetzt. Die Gesellschaft wird zwar älter und hat damit mehr Behandlungsbedarf. Aber dies wird allein durch den Trend zur Ambulantisierung mehr als ausgeglichen. Hinzu kommen neue Versorgungsformen, medizinische Methoden und der medizintechnische Fortschritt, die ebenfalls auf die Fallzahlen einwirken. Kurz: Es gibt mehr Behandlungsbedarf und mehr Behandlungsmöglichkeiten – aber man muss deshalb nicht unbedingt stationär aufgenommen werden.

Weniger Betten erforderlich

Insgesamt werden deshalb auch weniger Krankenhausbetten benötigt: Unter normalen Bedingungen müssen im Jahr 2030 595 Betten bereitgestellt werden – das sind 58 Betten weniger als im Krankenhausplan festgestellt und etwa 79 weniger im Vergleich zu den aktuell aufgestellten Betten. Zwar hält der Kreis Rendsburg-Eckernförde aktuell im landes- und bundesweiten Vergleich relativ wenige Krankenhausbetten vor. Dennoch sind es perspektivisch zu viele Betten, weil viele Menschen aus dem Kreis in nahegelegenen Städten wie Kiel und Neumünster mitversorgt werden.

Standorte

Für die stationäre Versorgung im Kreis Rendsburg-Eckernförde spielt die imland Klinik – vor allem der Standort in Rendsburg – eine entscheidende Rolle. Aber: Wegen der geografischen Lage und der Kliniken in Nachbarkreisen wird mehr als die Hälfte des Versorgungsbedarfs außerhalb des Kreises gedeckt. Die Gutachter gehen davon aus, dass dies auch so bleiben wird, falls es keine grundlegende Neuordnung der Krankenhauslandschaft gibt.

Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass der Standort Eckernförde nicht versorgungsrelevant ist und auch für die Notfallversorgung spiele nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zum aktuellen Zeitpunkt könnte ein Wegfall des Krankenhauses Eckernförde aber nicht ausgeglichen werden. Ohne den Standort bedarf es einer detaillierten Medizinstrategie mit mittel- und langfristig ausgerichteter Planung.

Notfallversorgung wird gewährleistet

Von entscheidender Bedeutung für die stationäre Notfallversorgung ist der imland Standort Rendsburg. Hier landen die meisten Notfälle, weil die Klinik als Schwerpunktversorgerin für nahezu alle Notfälle gerüstet ist. In Eckernförde, als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ist dies nicht der Fall und hier wird in erster Linie ambulant notfallversorgt. Laut Versorgungsbedarfsanalyse ist für die Versorgung lebensbedrohlicher Notfälle neben den nahegelegenen Kliniken außerhalb des Kreises allein die imland Klinik in Rendsburg relevant. Wenn es zu einer grundlegenden Veränderung der Kliniklandschaft kommen sollte, ist aber zu prüfen, ob die rettungsdienstlichen Strukturen angepasst werden müssen. Ohne Eckernförde wäre im Bereich der Notfallversorgung ein leistungsfähiges ambulantes Ersatzangebot erforderlich.

Die geburtshilfliche Versorgung im Nordosten des Kreisgebietes

Für die Geburtshilfe wird bis 2030 der deutlichste Fallzahlrückgang in der Region prognostiziert. Bei der Bewertung der geburtshilflichen Versorgung werden die Fahrzeiten und die Versorgungsqualität viel diskutiert. Gesetzliche Vorgaben zu Fahrzeiten sind im Land Schleswig-Holstein nicht vorgesehen. Auch ansonsten bestehen keine klaren, medizinisch-wissenschaftlich untermauerten Grenzwerte, die verbindlich einzuhalten sind. Ein Plus an Sicherheit rund um die Geburt bietet hingegen die unmittelbare Verfügbarkeit einer Kinderklinik sowie höhere Fallzahlen mit entsprechender Erfahrung und Routine des verfügbaren Personals.

Wenn der Standort Eckernförde nicht mehr als Anlaufstelle zur Verfügung stünde, müssten diese Faktoren gegeneinander abgewogen werden. Zwar wären in einem dünn besiedelten Gebiet im Nordosten des Kreises die Fahrzeiten relevant verlängert. Aber: Schon jetzt entscheiden sich mehr betroffene Frauen in diesem dünn besiedelten Gebiet für eine Entbindung jenseits von Eckernförde an einem Standort mit angeschlossener Kinderklinik. Beispiel: Im Jahr 2019 haben 20 Mütter aus der oben genannten Region des Kreises ihre Kinder in Eckernförde zur Welt gebracht. 30 weitere Frauen haben sich trotz größerer Entfernung für ein anderes Krankenhaus entschieden. Dennoch müsste ein Wegfall der imland Klinik in Eckernförde kompensiert werden, zum Beispiel über ein verstärktes rettungsdienstliches Angebot oder Lösungen an anderen Krankenhäusern.

Das gesamte Gutachten der Versorgungsbedarfsanalyse, sowie Fragen und Antworten zum Thema finden Sie auf unserer Website https://www.imland.de/zukunft-und-perspektiven/ zum Nachlesen und Download.